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Ursula Kraft

Die Hingucker

112 Seiten, Illustrationen in Schwarzweiß
Hardcover/Fadenbindung; 9,80 EUR
ISBN 978-3-936156-05-8
ab 8 Jahren


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Das Leben in der kleinen Stadt Weinach verändert sich: Alle Menschen mit grünen Augen werden von Tag zu Tag mehr angefeindet. Auch Mattis Freund Arun hat grüne Augen...
Matti und seine Schwester beschließen gemeinsam mit zehn anderen Kindern, dieses Unrecht nicht länger hinzunehmen – sie werden „Hingucker”.
Mit Einfallsreichtum und Mut gelingt es ihnen, das Geschehen an einem entscheidenden Punkt in eine positive Richtung zu lenken. Der erste Schritt auf dem Weg zu einem friedlicheren und gerechteren Umgang miteinander ist getan.

Einfühlsam und spannend wird erzählt, was geschehen kann, wenn sich ganz allmählich ein Netz von Fremdenfeindlichkeit über einen Ort legt. Vor allem aber zeigt diese Geschichte, dass es mit Wachsamkeit und Zivilcourage möglich ist, sich solchen Strömungen entgegenzustellen. Darüber hinaus erzählt sie von einer unerschütterlichen Freundschaft in schwierigen Zeiten.

zum Hörbuch

zum Lehrerbegleitheft
zum Theaterspielbuch

"...leistet wichtigen Beitrag gegen Vorurteile,
Gewaltbereitschaft und Fremdenhass."
- Staatsinstitut für Schulpädagogik und
Bildungsforschung (ISB)

„...Mit ihrer fantastischen Geschichte ... deckt Ursula Kraft
die Mechanismen der Fremdenfeindlichkeit auf – und zeigt,
wie wichtig das ‚Hingucken‘ ist.“
-Ausgewählt von der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb)

Ausführliche Leseprobe mit Bildern als PDF-Datei (Download)


Leseprobe aus dem Buch "Die Hingucker"

Also, wir saßen recht bedrückt auf meinem Bett und hatten an diesem Nachmittag eigentlich keine Lust mehr rauszugehen. Wir hörten noch ein bisschen Musik und jeder hing seinen Gedanken nach.
„Mein Vater möchte, dass ich öfter mit Elas zusammen bin“, fing Arun plötzlich das Gespräch wieder an.
Das versetzte mir einen Riesenschreck.
„Es wäre ihm lieber, wenn Elas dein Freund wäre und nicht ich?“ Mein Hals wurde ganz eng. Das war mir völlig neu! Arun hatte das niemals erwähnt.
„Er sagt, wir sollten lieber unter uns bleiben.“
Plötzlich merkte ich, dass Arun weinte. Mit einem Ruck setzte ich mich auf. Ich hatte meinen Freund ein paar Mal weinen sehen, weil er sich verletzt hatte, aber noch niemals, weil er traurig war. Vorsichtig legte ich meinen Arm um seine Schultern.
„Arun“, fragte ich ihn, „möchtest du, dass ich dein Freund bin? Oder möchtest du lieber mit Elas zusammen sein?“
„Du bist mein Freund, Matti! Mit dir versteh ich mich am besten.“
Er schwieg und weinte noch ein bisschen. „Elas mag ich auch gerne. Wir könnten ihn ja manchmal mitnehmen. Er ist oft allein.“
„Ja, sicher“, sagte ich schnell. Ich war so erleichtert über Aruns Antwort. Es wäre für mich eine Katastrophe gewesen, ihn als Freund zu verlieren. Zu Elas hatte ich keinen so guten Draht.
Da mochte ich schon lieber Tom und Oskar. Zu viert war es oft richtig aufregend. Oskar hatte ein Boot. Damit durften wir ein Stück weit raus auf den See paddeln. Wir konnten ja alle schwimmen und freuten uns schon wieder auf den Sommer.
„Ja“, dachte ich, „wir nehmen Elas in Zukunft öfter mit.“

Arun hatte sich wieder beruhigt. Es klopfte. Kathi streckte ihren Kopf zur Tür herein. Na toll! Ausgerechnet jetzt.
Arun wischte sich schnell mit dem Handrücken über die Augen, aber Kathi hatte die Lage blitzschnell erfasst. Das war ihr Talent – Leute durchschauen. Sie ließ sich nichts anmerken.
„Hallo, Matti! Hallo, Arun!“ Und schon war sie wieder weg. Das musste man ihr lassen – Einfühlungsvermögen hatte sie! Aber nur manchmal – und besonders, wenn es um Arun ging. Bei mir war sie oft genug der Elefant im Porzellanladen.
„Ich geh jetzt“, sagte Arun. „Vielleicht kann ich meiner Mutter doch noch was helfen.“ Ich begleitete ihn zur Tür.
„Bis morgen, Arun. Ich hol dich am Vormittag ab.“

Als ich in mein Zimmer zurückkam, hatte sich die Brillenschlange schon auf meinem Bett breitgemacht.
„Und?“ Sie sah mich erwartungsvoll an. „Warum hat Arun geweint?“
Ich musste ihr die ganze Sache erzählen, ob ich wollte oder nicht.
Kathi war entsetzt. „Ich mach mir Sorgen um Arun“, sagte sie.
„Du?“, rief ich giftig. „Wieso brauchst du dir Sorgen um Arun zu machen?“ Und in Gedanken fügte ich hinzu: „Er ist mein Freund, nicht deiner!“
„Weil das alles furchtbar schlimm ist“, meinte Kathi. „Weißt du, dass es in meiner Klasse auch losgeht mit solchen Hetzereien?“
„Mit welchen Hetzereien?“ Ich war ahnungslos...
„Mit den dummen Sprüchen gegen die Leute mit den grünen Augen.“
Als ich noch immer nichts verstand, fing sie an, laut zu werden: „Sag mal, bist du blind oder taub oder was?“
„Aber was hat denn das mit den grünen Augen zu tun?“ Ich dachte an Aruns wunderschöne Augen und an die seiner Mutter.
„Überleg doch mal, Matti“, sagte meine Schwester. „Faruk und Elas, Arun, seine Mutter und sein Vater – alle haben sie grüne Augen!“
Sie sah mir direkt ins Gesicht, um zu erforschen, ob ich ihren Gedanken folgen konnte. Ich konnte es nicht.
„In unserer Klasse ist neulich ein Zettel rumgegangen“, erzählte sie. „Da waren einige Namen aufgeschrieben. Oben drüber stand ‚Grünaugen‘. Ich hab das damals nicht begriffen, aber jetzt begreife ich es. Matti, versteh doch, was da anfängt!“
Langsam dämmerte es mir, was sich meine Schwester da zusammengereimt hatte.
„Die spinnt...!“, dachte ich, aber in meinem Magen grumelte es plötzlich so komisch.


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